Die Pfarrkirche
Auszug aus „Pfarrkirche St. Vinzenz in Illerich 1901-2001“
Wann das erste Oratorium errichtet wurde, liegt im tiefen Dunkel. So nebenbei wird 1511 gesagt, dass der Offiziant jeden zweiten Sonntag in Illerich zelebrieren müsse. Das unterstellt das Vorhandensein einer Kapelle, die explizite 1569 und 1620 genannt wird. Patron der Kapelle war schon 1569 der hl. Vinzenz, der vom hl. Augustin rühmlich erwähnt wird. Auch die frühere Kapelle – wie die heutige Pfarrkirche – behielt diesen Martyrerpatron bei. Über den Bau einer früheren Kapelle erfahren wir aus einer Bittschrift der Gemeinde Illerich an den Grafen von Manderscheid aus dem Jahre 1746 und einer Eingabe derselben Gemeinde an den Dingtag von 1747. Hier bittet dieselbe, dass ihr für den Kirchbau Holz zum billigen Preis abgegeben werde. Diesem Begehren wurde entsprochen, so dass noch im gleichen Jahre der Bau zur Ausführung gelangte. Es war „ein einfacher verputzter Bruchsteinbau“ mit anscheinend zwei Achsen Fenster, dreiseitigem Chorschluss und Dachreiter über dem Westende. Das Innere mit zwei Emporen übereinander und unverputzter Brettertonne. Nach fast hundertjährigem Bestehen wird 1852 das Innere der Kirche als „ziemlich schmutzig“ und in einem sehr schlechten Zustand bezeichnet, eine Reparatur des Turmes und ein neuer Innenanstrich dringend gefordert.
Ebenfalls ist die Kirche – bei nur einem Sonntagsgottesdiemst – zu klein geworden. So gab 1872 der bauliche Zustand der Kirche, die 1871 eine Sakristei erhalten, nach Ausführung gewünschter Restaurationen keinen Anlass zu Beantandungen. Die bischöfliche Behörde veranlasste dann doch den als Baumeister bekannten Pastor Alfons Schliff, die Pfarrei 1885 zu übernehmen und gleichzeitig mit dem Kirchenneubau zu beginnen. Das gelang ihm nicht, und er verließ 1890 Illerich schon wieder. Doch man dachte weiter ernstlich an einen Neubau, für den schon bis 1890 – 5.800 Mark gesammelt worden waren. 1894 kam Pastor Heinrich Knopp mit dem Auftrag, den Bau sofort in Angriff zu nehmen. Mit dem Plan betraute er den Architekt von Fisenne aus Gelsenkirchen, der einen Kostenvorschlag von 35.000 Mark für die Kirche und noch 10.000 Mark für die Inneneinrichtung vorlegte. Die 1889 begonnene Sammlung war bis 1895 auf eine Höhe von 29.000 Mark gestiegen, so dass man mutig ans Werk gehen konnte. Pastor Knopp ließ durch den Grubenbesitzer Nölke aus Dellhofen eine Ziegelei an der Straße von Illerich nach Kail errichten, um so gleich an Ort und Stelle die Steine herzustellen. Der Vorschlag, die Kirche aus Ziegelsteinen zu bauen, stieß allgemein auf großen Widerstand: man hielt sie für nicht fest genug. Pastor Knopp jedoch setzte seinen Willen durch.
Ostersonntag 1897 war ein besonders feierlicher Gottesdienst in der alten Kirche, Ostermontag Erstkommunionfeier und Osterdienstag der letzte Gottesdienst. Am Abend dieses Tages lagen schon Turm, Dach und Brettergewölbe am Boden. Während des Sommers fand der Gottesdienst im Gemeindesaal (zwischendurch Bäckerei und heute wieder Gemeindehaus) statt. Dem Bürgersaal gegenüber stand ein Gerüst für die Glocken. Der Neubau vollzog sich mit einer für die damalige Zeit kaum glaublichen Schnelligkeit und ohne jeden Unfall. Zwar schlug am Fest Peter und Paul der Blitz in das Turmgerüst, richtete aber keinen nennenswerten Schaden an. Nachdem am 15. Mai 1897 die Legung des ersten Steins erfolgte und am 15. Juni 1897 die feierliche Grundsteinlegung stattfand; feierte man am 1. Oktober 1897 – also nach ungefähr einem halben Jahr Bauzeit – bereits den Einzug in die neue Pfarrkirche. Am 3. November des gleichen Jahres erfolgte die Benediktion und am 5. Mai 1901 die Konsekration der neuen Kirche, die Bischof M. Fel. Korum vornahm. Da die Endfinanzierung der Kirche Schwierigkeiten bereitete, veranlasste die kirchliche Behörde 1900 eine Kirchenkollekte, die schon 1895 bewilligt war. So konnten langsam die Schulden beseitigt werden.
Nach dem Einzug in die neue Pfarrkirche fehlte es allerdings an entsprechender Inneneinrichtung. Manche Wohltäter für die Kirche fanden sich auch, sogar welche von auswärts. Heute noch steht der Hochaltar, gefertigt von der Firma Gebr. Port, Münstermaifeld, den das deutsch-russische Fabrikantenehepaar Wefers aus St. Petersburg stiftete. Die Gemeinde Illerich bewilligte mehrmals Holzungen, wovon die schönen Pitchpine-Bänke und die sehr wohlklingenden drei neuen Glocken finanziert werden konnten.
Das Innere der Kirche hat sich im Laufe der Jahre stark verändert. So hat man in den Nachkriegsjahren einen neuen, schlichten Anstrich angebracht und auch Pastor Drauden ließ in den Jahren seiner Tätigkeit das Innere der Kirche durch einen weißen Anstrich verändern. Viele schöne Gemälde sind dadurch unter einer weißen Farbe verschwunden, die heute bei der Renovierung des Innenraumes teilweise wieder hergestellt werden konnten. So sind auch im Laufe der Jahre der alte Kreuzweg und Statuen entfernt worden.
Der Erbauer der Kirche, Pastor Knopp, konnte sich einige Jahre seines Werkes freuen, bis er 1901 eine größere Pfarrei übernahm. Er starb im Jahre 1928 als Pastor von Remagen am Rhein, wo er auch begraben liegt.
Anfang 1960 ist folgendes nachzulesen: „Ob die Arbeiten am Neubau der Pfarrkirche mit größter Sorgfalt vorgenommen wurden, wird bezweifelt, da bei einem relativ jungen Bau sonst nicht so bedeutende Schäden festzustellen seien und besonders am Chor zu sehen sind. Gebe Gott, dass sein Heiligtum im besseren Zustande noch lange erhalten bleibt.“
Als sichtbares Wahrzeichen ragt heute noch der Turm der Kirche über Illerich bis hinüber zum Maifeld.